Berichte
„Eine kleine Filiale der Liebe Gottes.“
125 Jahre Stadtmission Kaiserslautern
Gott gebühren Ehre und Dank für 125 Jahre. Diese Worte sollen ganz bewusst am Anfang stehen.
Es begann mit Prof. Friedrich Krieg und der Gründung der „Herberge zur Heimat“ im Jahr 1885. Sie war die erste in der Pfalz. Die erste „Herberge zur Heimat“ in Deutschland wurde 1854 in Bonn gegründet. Aufgaben dieser Herbergen waren: Wanderarbeiter zu beherbergen, sie zu verpflegen, sie von Ausschreitungen fern zu halten, ihnen Arbeitsplätze und Arbeitsnachweis zuzuwenden und das im Geiste christlicher Liebe. Die Bibelstunden in der Herberge in Kaiserslautern waren bald überfüllt: es kamen bis 80 Personen. Der Raum war zu klein. In diesem Zuge wurde die Stadtmission nahe bei der Herberge zur Heimat gegründet Das geschah am 1.7.1887 mit einem Kapital von 900 Mark. In der Begründung für die Gründung steht: „damit dem Strom des Verderbens ein Damm entgegengesetzt werde. Das einzig richtige Mittel… besteht … in der Erneuerung des religiösen Lebens in unserem Volke.“ Die Wurzeln der Stadtmission liegen also in den gesellschaftlichen Herausforderungen, die angenommen wurden und zu sozialem und geistlichem Engagement führten. Soziales und geistliches Engagement waren zusammen und „befruchteten“ sich gegenseitig. Was wir heute sein sollen, so meine ich, hängt mit diesen Wurzeln zusammen. Geschichte verpflichtet zum Auftrag. Selbstverständlich besteht unsere Geschichte nicht nur aus der Wurzel.
Karl-Richard Albus prägte den Satz: „Wir sind eine kleine Filiale der Liebe Gottes in Kaiserslautern.“ Die Stadtmission ist keine große Gemeinde. Nur manchmal wird der regelmäßige Gottesdienst am Sonntag von über 100 Personen besucht. Aber wir haben viele ehrenamtliche Mitarbeiter, die sich mit großer Passion engagieren. So feierten wir unser Jubiläumsjahr. Es war gefüllt mit Begegnungen und Veranstaltungen. Fast jeden Monat gab es irgendeine besondere Aktion. Fast jeden Monat lernten wir neue Menschen kennen.
Ein paar Aktionen möchte ich aufzählen: Start mit einem Dinnerkonzert mit Andi Weiss; Praysing in unseren Räumen; am Valentinstag verteilen wir Rosen mit einem Liebensbrief Gottes an Menschen in der Stadt; die Stadt Kaiserslautern tagt in unseren Räumen, um ein Integrationskonzept für Kaiserslautern zu entwickeln; ein Glaubenskurs: „Im Gef(l)echt von Beziehungen“ findet statt; ein Konzert mit dem Liedermacher Frieder Gutscher; mit dem Bibelmobil sind wir in Schulen in Kaiserslautern und im Dekanat Otterberg unterwegs; eine Jugendfreizeit in St. Wendelin wird durchgeführt; wir öffnen unsere Türen bis Mitternacht in der „Nacht der Kirchen“ mit Installationen zum Thema Glück; eine Chagallausstellung folgt mit über 2100 Besuchern und einem umfangreichen Begleitprogramm; zu einer Seniorenführung kommen statt 20 angemeldeter Person 100; ein Straßenfest im August mit Flohmarkt zieht auch die Nachbarschaft aus dem Seniorenheim an; Themenabende mit Otto-Erich Juhler: „O, Mein Gott – vom Leben überrascht“ folgen; unter dem Thema „Gerechtigkeit“ gibt es zwei Predigten für die Stadt mit dem Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes Michael Diener. Unter diesem Leitwort feiern wir dann auch unser Jahresfest; die Ehrenamtsagentur Kaiserslautern tagt in unseren Räumen im Rahmen einer Interkulturellen Woche; Kreativtage für Kinder zwischen 8-12 Jahren folgen in den Herbstferien. Nun werden zwei Kreativangebote, eine Teenfreizeit und ein Frauenfrühstück im Advent sich anschließen.
Unsere Erfahrungen im Jubiläumsjahr haben uns ermutigt. Es gab faszinierende Begegnungen und Gespräche mit Menschen. Leute, die wir bisher nicht kannten, waren bereit, sich an unseren Aktionen zu beteiligen. Die Aktionen wurden meistens von zwei bis drei Personen angestoßen und gewagt. Kooperationen mit anderen Trägern und Gemeinden haben sich bewährt. Die Printmedien haben uns wahrgenommen. Eine Tür zur Stadt Kaiserslautern ist wieder geöffnet. Wir haben Schritte nach außen und auf Menschen zu getan. Menschen tun Schritte auf uns zu. Etliche kommen zu unseren Sonntagsgottesdiensten und sogar zur Bibelstunde und in die Jungschar, die wir glaubten schließen zu müssen. Manche kommen regelmäßig, andere schauen immer mal wieder herein. Ein paar haben begonnen Jesus nachzufolgen, andere haben den Kontakt wieder aufgenommen, etliche haben sich erinnert an ihre Kindheit und die Kindergruppen der Stadtmission in der Vergangenheit.
Irmela Hoffman sagte einmal: „Wenn wir im Glauben ein Wagnis eingehen und Gott bitten, dass er es uns durchstehen lässt, dann können wir Wunder erleben.“ Freuen sie sich mit uns und danken sie mit uns Gott.
Was war und ist die Stadtmission Kaiserslautern? Sie war und ist ein Beziehungsnetz von Menschen, die eine gemeinsame Mitte haben. Die Nähe der Menschen zur Mitte ist verschieden. Die Mitte ist Jesus Christus. Aus der Beziehung zu Christus gestaltet sich unser Engagement, hat und gewinnt es Relevanz für die Stadt und darüber hinaus.
Vier Wirkungskreise werden uns in Zukunft beschäftigen:
Weltweit: Wir unterstützen drei Projekte in anderen Ländern.
Kulturell: In Zeiten abnehmender Mittel für Kultur haben wir begonnen, einen kulturellen Beitrag für Kaiserslautern zu leisten. Kultur ist ein wunderbares Medium für das Evangelium. Unter dem Titel „Kultur im Friedrich-Krieg-Haus“ mag das weitergehen.
Sozial- diakonisch: Hier arbeiten wir vor allem im präventiven Bereich mit Kindern und Jugendlichen, durch ein monatliches Mittagessen, durch private Betreuung Einzelner, was den schulischen Bereich betrifft. Außerdem gibt es Überlegungen eines Erzähl- Spielkaffees als Ort der Begegnung. Diese Bereiche können beginnen größeren Raum einzunehmen.
Geistlich: Die Stadtmission Kaiserslautern ist ein Ort geistlicher Erfahrung und Orientierung evangelisch reformatorisch begründeter Theologie, somit ein Ort christlicher Bildung, eine Stimme im Konzert der christlichen Kirchen und Gemeinden der Stadt, ein Ort der Erinnerung, dass wir als Menschen nicht die letzte Instanz sind.
Diese Wirkungskreise im Vertrauen auf Christus, zu gestalten und auszubauen ist unser Beitrag. Dazu mag auch unser Gebäude als Begegnungsstätte zwischen Gott und Mensch und der Menschen untereinander dienen. Wie Gott uns führen wird, wissen wir nicht. Wir wollen aber aufmerksam mitgehen und gespannt sein, was sich entwickelt.
Volker Mayer
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